Nachhaltigste Marke Deutschlands – OutdoorSpezialist VAUDE zeigt wie’s geht

2015 wurde der OutdoorSpezialist Vaude von der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e.V. in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzlerin Angela Merkel zur nachhaltigsten Marke Deutschlands gekürt. Eine Auszeichnung von ganz oben und Grund genug, einen Blick auf den süddeutschen Bekleidungshersteller und seine interessanten Ansätze zum Thema Nachhaltigkeit zu werfen.

Das Familienunternehmen aus Tettnang ist seit über 40 Jahren im Geschäft und einer der bekanntesten deutschen Hersteller von Outdoorbekleidung und -Zubehör mit großem Sortiment auch für uns Radfahrer. Die Wurzeln von Vaude liegen im Bergsport, im rauen Gelände und im unberechenbaren Klima. Es ist klar, dass hier die Funktion der Produkte eine enorme Rolle spielt. Eine ebenso wichtige Rolle spiel aber seit jeher die Verbundenheit zur Natur. „Der Berg ist unser Symbol für die hohen Anforderungen an unsere Produkte und zugleich für ein leidenschaftliches Erleben der Natur“, so beschreibt Vaude auf seiner Webpage in groben Zügen die Firmenphilosophie. Doch das ist längst nicht alles. Während Vaude schon immer die Verantwortung für Mensch und Natur sehr ernst nimmt, geht man seit vielen Jahren einen noch viel konsequenteren Weg, um das Thema Nachhaltigkeit ganzheitlich und bis ins Detail umzusetzen. Und das sehr erfolgreich, denn Vaude genießt einen hervorragenden Ruf, wenn es um die Funktion und Qualität ihrer Produkte geht. Die Firma ist wirtschaftlich erfolgreich und in Sachen Nachhaltigkeit übernimmt das süddeutsche Familienunternehmen ganz klar eine Vorreiterrolle. Sei es von der ökologisch und sozial nachhaltigen Produktion über ein interessantes Mobilitätsprogramm, das die Mitarbeiter zum Radfahren motivieren will, bis hin zum firmeneigenen Kinderhaus. Für den nachhaltigen Umbau der Firmenzentrale bekam Vaude erst kürzlich einen weiteren Preis verliehen: den GreenTec Award. 

Vaude macht vieles anders. Und der Erfolg spricht für sich. Wir sprachen mit Hilke Patzwall, die uns in ihrer Funktion als Leiterin der Abteilung Nachhaltigkeit und CSR (CSR = Corporate Social Responsibility) uns einen kleinen Einblick in die Nachhaltigkeitsstrategien von Vaude gewährt.

Gerade im Bereich Bekleidung gibt es unzählige Labels, die angeblich die besondere Nachhaltigkeit eines Produktes nachweisen sollen. Oft genug wird darüber diskutiert, ob das wirklich stimmt oder ledoglich Marketingstrategien sind. Was sagst du dazu? Ist das letztendlich der Grund, warum Vaude sein eigenes „Green Shape“-System entwickelt hat?
Natürlich sind Label als Orientierung für den Konsumenten hilfreich. Welches Label wie glaubwürdig ist, ist die andere Frage. Hier bleibt einem nichts anderes übrig, als sich selbst zu informieren, z. B. via www.siegelklarheit.de. Es gibt derzeit weltweit kein einheitliches Bewertungssystem oder Zertifikat für Textilien und Outdoorprodukte. Das macht es für den Konsumenten extrem schwierig, zu beurteilen, ob ein Material, ein Verfahren oder ein Produkt umweltfreundlich ist. Und ob es fair produziert wurde. So haben wir beschlossen, ein eigenes, transparentes Bewertungssystem zu entwickeln: Green Shape. Daran erkennt der Kunde sofort, dass es  sich um ein umweltfreundliches Produkt handelt und das heißt: nachhaltige Materialien, ressourcenschonende Herstellung und faire Produktion. Dafür garantiert Vaude. Green Shape bewertet den gesamten Produktlebenszyklus nach strengeren ökologischen Maßstäben, vom Design über die Produktentwicklung und die Produktion bis hin zur Produktpflege und zur Verwertbarkeit nach Ablauf des Einsatzes. Damit ist Vaude ein Pionier über die Outdoor- und Bike-Branche hinaus. 

Erkläre uns bitte kurz die Eckpunkte eurer Nachhaltigkeitsphilosophie. 
Nachhaltigkeit ist bei Vaude kein Randthema, das punktuell umgesetzt wird. Wir verfolgen eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie, die in allen Unternehmensbereichen verankert ist und von den Mitarbeitern gelebt wird. Nur so kann es wirklich funktionieren, das zeigen unsere Erfahrungen. 

Immerhin wurdet ihr ja 2015 als nachhaltigste deutsche Marke von Bundeskanzlerin Angela Merkel persönlich ausgezeichnet! 
Die  Auszeichnung wurde von der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e.V. in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung und unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzlerin Angela Merkel vergeben. Es ist einer der renommiertesten Preise, bei dem Vaude unter vielen Unternehmen verschiedenster Branchen ausgewählt wurde. Das ist wirklich eine besondere Auszeichnung, über die wir uns sehr gefreut haben!

„Was wäre die Alternative? Unseren Planeten immer weiter auszubeuten, zu beschädigen und dann unseren Kinder zu überlassen?“ Hilke Patzwall

Nachhaltigkeit bedeutet demnach ja nicht nur eine umweltfreundliche Produktion oder eine sozial verträgliche Herstellung. Das Konzept ist ja durchaus etwas komplexer … 
Deshalb ist auch unser Nachhaltigkeitsbericht so umfangreich. Denn der GRI-Standard (GRI = Global Reporting Initiative), nach dem wir berichten, stellt uns eben genau diese Fragen, die wir beantworten müssen. Es geht darum nicht um die besten Schlagzeilen, sondern um die Fragen: Was ist wirklich wesentlich? Wie binde ich CSR-Themen in das Tagesgeschäft ein? Wer sind meine Anspruchsgruppen? Was sind meine Ziele und Kennzahlen? Der Fokus liegt dabei auf dem Kerngeschäft, nicht auf Randthemen. Bei Vaude sind das beispielsweise die Materialien und die Lieferkette. Die Photovoltaikanlage an unserem Firmensitz ist hingegen eher ein Randbereich und im Gesamtkontext des Unternehmens nicht der wesentliche Punkt, wenn auch natürlich trotzdem wichtig. Der GRI-Standard vermittelt anhand der Kennzahlen des zurückliegenden Geschäftsjahres ein umfassendes Bild der ökonomischen, ökologischen und sozialen Leistung eines Unternehmens. 

Ihr versucht auch ganz aktiv, eure Mitarbeiter dazu zu bewegen, mit dem Rad zur Arbeit zu fahren, indem ihr etwa Parkplätze entfernt. Erzähl doch mal bitte mehr über dieses Programm!
Das Thema Mobilität liegt uns sehr am Herzen. Als wir feststellten, dass ein großer Teil der Emissionen in unserer Klimabilanz auf Geschäftsreisen und Pendelverkehr entfällt, hat uns dies zusätzlich motiviert, in diesen Bereichen umweltfreundliche Alternativen zu fördern. Wir haben ein Mobilitätskonzept aufgebaut, das auf mehreren Bausteinen beruht. Besonders stolz sind wir auf die Initiative „Mit dem Rad zur Arbeit“, die wir durch verschiedene Maßnahmen wie ein E-Bike-Ausleihpool, Duschen im Unternehmen, einen überdachten Fahrradparkplatz und vieles mehr unterstützen. Mittlerweile radeln wir bei Vaude insgesamt schon über 50 000 Kilometer im Jahr zur Arbeit. Das Tolle daran ist, dass es ansteckend wirkt, also immer mehr Mitarbeiter mitmachen. Außerdem fördern wir private Fahrgemeinschaften, u. a. in Kooperation mit dem Social-Mobility-Network Flinc oder Fahrgemeinschaften mit Vaude-Fahrzeugen. Als wir im letzten Jahr unser Firmengebäude komplett umgebaut haben, beschlossen wir, den asphaltierten Innenhof zu begrünen und dort einen Campus mit großer Holzterrasse, Kletterwand und Bänken für unsere Mitarbeiter zu schaffen. Dadurch fielen ca. 40 Parkplätze weg, für die wir nicht an anderer Stelle wieder Natur versiegeln wollten. Wir haben immer noch genügend Parkplätze, teilweise sind sie nur ein paar hundert Meter weiter entfernt.   

Made in Germany. Viele Produkte werden tatsächlich im Firmensitz in Tettnang hergestellt.

Was bringt das alles? Ist es nicht ein Tropfen auf den heißen Stein, als einzelne Firma die komplette Produktion dem Thema Nachhaltigkeit unterzuordnen? Es ist doch ein riesiger Aufwand? 
Dann stelle ich die Gegenfrage: Was wäre die Alternative? Unseren Planeten immer weiter auszubeuten, zu beschädigen und dann unseren Kinder zu überlassen? Wichtig wäre es, dass von der Politik noch viel mehr Anreize und klare Vorgaben kämen, damit sich immer mehr Unternehmen weltweit in Richtung Nachhaltigkeit bewegen. Ob das in Bezug auf Chemikalien oder faire Arbeit ist – momentan ist quasi alles, was Vaude macht, freiwillig. Wenn die Regierungen mit gutem Beispiel vorangingen und die gesamte öffentliche Beschaffung auf Nachhaltigkeitskriterien umstellen würden, wäre das ein wichtiges Signal. Darüber hinaus zeigen wir, dass auch ein nachhaltiges Unternehmen wirtschaftlich erfolgreich ist. Es würde uns freuen, wenn wir damit einen positiven Beitrag zum Umdenken in der Wirtschaft leisten könnten. 

Hat der Kunde irgendwas davon oder ist es am Ende nur die „reine Weste“?  
Wir sitzen doch alle im selben Boot. Denken wir mal an Fluorcarbone (PFCs): Jedes Gramm, das irgendwo in Asien ins Abwasser gelangt, erreicht früher oder später über die globalen Wasserwege und die Nahrungskette auch uns in Europa. Und eine reine Weste – sprich: beim Shoppen ein gutes Gewissen – zu haben, ist ja durchaus ein Benefit für den Kunden. Ich halte jedoch nichts davon, dem Konsumenten die Verantwortung für „guten Konsum“ zuzuschieben. Hier hat ganz klar die Industrie eine Bringschuld für nachhaltige Produkte. Und die Politik – das sind wir alle!

Nachhaltigkeit bei Vaude umfasst den kompletten Produktionsprozess

Sind nachhaltig produzierte Produkte teurer? 
Nicht unbedingt. Es hängt davon ab, wie gut man die Umsetzung der Nachhaltigkeitsthemen ins Geschäft integriert und die Abläufe organisiert – genau wie beim Qualitätsmanagement.

Habt ihr als „nachhaltigste Marke Deutschlands“ das Thema ausgeschöpft oder gibt es Pläne und Visionen für die Zukunft? 
Auch wir haben noch viel zu tun, obwohl wir schon sehr viel erreicht haben. Das betrifft alle Bereiche, von der Mitarbeitermobilität und der Warenlogistik bis hin zur Circular Economy (= Wirtschaften in geschlossenen Kreisläufen), von 100 Prozent erneuerbaren und/oder recyclten Materialien über Umwelt- und Sozialthemen in der Lieferkette bis hin zu einem einheitlichen Labeling für die gesamte Branche ... Nachhaltigkeit geht immer weiter!

Das Vaude-Kinderhaus, damit die Eltern beruhigt arbeiten gehen können.

Mehr als nur eine Jacke – Men’s Cyclist Padded Jacket
Ja, diese Jacke ist schön und warm! Sie besitzt eine hochwertige Wattierung, ist atmungsaktiv und auch sonst vollgepackt mit tollen Details, welche die winterliche Fahrt zum Büro zur Genusstour machen. Vor allem aber ist diese Jacke ein ganz normales Produkt aus der Vaude-Kollektion und steht somit beispielhaft für den Produktionsprozess der Firma, der in vielerlei Hinsicht nachhaltig ausgefuchst ist. Beispielsweise ist die Jacke vollständig ohne giftige Fluorcarbone imprägniert und sie wurde nachweislich unter fairen Arbeitsbedingungen gefertigt. Es kommen nur resourcenschonend hergestellte Materialien zum Einsatz und die Jacke ist von vornherein so konstruiert, dass man sie leicht reparieren kann, wenn mal etwas kaputtgeht. Und wenn sie wirklich einmal hinüber sein sollte, lässt sie sich optimal recyclen. Ihren Weg in den Shop hat die Jacke durchweg so ressourcenschonend wie möglich hinter sich gebracht, z. B. im Schiffscontainer statt im Flugzeug. 

160 Euro kostet die „Padded Jacket“, aber mit ein bisschen Glück könnt ihr eine gewinnen! Im Rahmen der Vaude-Kampagne „Lieblingsstücke“ könnt ihr neben einer tollen Reise auch einige Exemplare der schicken Winterjacke abstauben. Infos dazu und die Teilnahme erfolgt unter inspire.vaude.com/lieblinge/

Gepostet am 04.11.2016 von Martin Donat |

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