WORLD CUP: Tatort Lenzerheide 2016

"Harry, fahr mein Downhill-Bike vor!" — So oder so ähnlich könnte man die Beschreibung des gestrigen Finales in Lenzerheide beginnen. Ein Downhill-Rennen aus dem Lehrbuch, mit Spannung, Action und einer Portion Heldentum. Die Strecke war schnell und ruppig und verlangte den Athleten höchste Konzentration ab - Aaron Gwin ließ diese am Freitag etwas missen und wurde vom Berg postwendend mit einem Mund voll Staub bestraft. Würde er sich im Finale zusammenreißen und wieder aufs Treppchen setzen können?

Brendan Fairlough bewies erneut, dass er zu einer festen Größe des World Cups gehört und setzte sich auf den Hotseat. Lange blieb er allerdings nicht sitzen, denn Gwinn hatte wegen seines Sturzes am vergangenen Tag noch ein Hühnchen mit dem Berg zu rupfen und verdrängte Fairclough mit einem deutlichen Gap. Einige Fahrer versuchten, an Gwin heran zu kommen, doch Remi Thirion kam beispielsweise nur auf etwa 2 Sekunden an den Amerikaner heran. Dann donnerte Greg Minaar, der hier voriges Jahr gesiegt hatte, die Strecke hinunter und manch einer dachte schon, er würde erneut siegen — doch Gwin blieb ihm über eine halbe Sekunde voraus. Dann jedoch trat sich Danny Hart ab dem Start förmlich die Seele aus dem Leib und schoss ins Tal. Er sah von der ersten Kurve an schnell aus, doch erst auf den letzten Metern zeichnete sich ab, dass es für einen Sieg des Engländers reichen könnte! Und tatsächlich: mit nur 0,096 Sekunden Plus kam Danny Hart über die Ziellinie geflogen und gewann damit endlich seinen ersten World Cup! Denn dem Weltmeister aus 2011 blieb bis dato immer ein "normaler" Sieg verwehrt. „Das ist wie ein Befreiungsschlag für mich“, sagte der glückliche Gewinner. „Ich wusste, wenn man es konstant aufs Podium schafft, dann ist ein Sieg nicht mehr weit. Und heute war der Beweis dafür.“ 

Musste sich diesmal Danny Hart geschlagen geben: Aaron Gwin.

Bei den Frauen war es nicht weniger spannend. Die Lokalheldin, Emilie Siegenthaler, setzte sich mit einem hervorragenden Lauf auf den Hotseat und wurde erst von der starken Manon Carpenter von dort vertrieben. Eine schöne Überraschung war die Französin Myriam Nicole, die nach einer langen Verletzungspause direkt auf den dritten Platz fahren konnte! Tracey Hannah war nicht so glücklich und stürzte in ihrem Lauf. Alle Augen waren nun auf die Erstplatzierte, Rachel Atherton, und ihre stetige Verfolgerin, Tahnee Seagrave gerichtet. Rachel hatte in ihrem Quali-Lauf Schwächen gezeigt und so malten sich manche Siegeschancen für Seagrave aus. Diese war schnell, sehr schnell sogar, und fuhr letztlich ganze 5 Sekunden auf Nicole heraus — was auch schon verrät, dass Rachel nicht von ihrem Siegeskurs abzubringen war. Mit knappen 0,707 Sekunden sicherte sie sich auch in Lenzerheide die oberste Stufe des Podiums. 11 in a row...

Seagrave verpasste mit nur 0,707 Sekunden den Ersten Platz — lange kann es nicht mehr dauern!

Bei den Junioren konnte der 16-jährige Kanadier Finn Iles einmal mehr beweisen, dass ihm eine glorreiche Zukunft bevorsteht. Er machte mit satten 2.636 Sekunden Vorsprung den ersten Platz klar – sein dritter World Cup Sieg in diesem Jahr. Ihm folgten der Brite Elliott Heap und der Franzose Gaetan Vige auf Platz 2 und 3. 

Nach ihrer Verletzungspause ist Myriam Nicole mit voller Power zurück!

Fotos: Boris Beyer

Gepostet am 10.07.2016 von Fy |

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