HEAVY METAL: DOWNHILLBIKE IM TEST (Nr.2)

Im Herbst haben wir uns vier aktuelle Downhillbikes zur Brust genommen und über die Strecken gejagd. Was ihr damals noch ausschließlich im Heft lesen konntet, bekommt ihr nun Stück für Stück auch online präsentiert. Das zweite Bike aus diesem Test kommt nun aus dem Hause Scott! 

Scott "Gambler 710"

Das neue Scott „Gambler“ ist so frisch, dass die Rohre von der Produktion fast noch glühen. Gerade stand es noch auf der Eurobike und nun hatten wir die Chance, es als einer der Ersten richtig ranzunehmen. Wir haben das Bike in Größe L bekommen und dieser Größe wird es definitiv gerecht. Mit 1,82 Metern Körpergröße ist es noch im Rahmen, dennoch hat man schon auf dem Parkplatz das Gefühl, dass dieses Bike auf jeden Fall eine hohe Laufruhe mit sich bringt. Aber erst mal zur Technologie: Scott setzt nach wie vor auf den Floating Link, bei dem der brandneue Fox „Float X2“ Luftdämpfer schwimmend im mittleren Rahmendreieck gelagert ist. Neu ist, dass der Dämpfer beim Federn durch einen neuen Link nicht mehr so stark rotiert und so vor allem kleine Schläge am Hinterrad noch sensibler angenom-men werden können. Dies konnten wir auch auf dem Trail spüren. Das Scott ist unglaublich laufruhig und bügelt jede Unebenheit auf dem Trail weg, als wäre sie nicht existent. Manch einer mag nun denken, dass das Fahrwerk einfach zu soft sei und deswegen alles schlucke, jedoch sind wir den Dämpfer mit knapp 30 Prozent Sag gefahren und haben ihn genau auf unser Gewicht angepasst. Im Gegenzug zum extrem satten Fahrverhalten auf der Strecke bzw. auf Hindernissen bleibt das Rad dabei sehr agil und beschleunigt ohne große Mühe. Man kann Schwung sehr gut mitnehmen und hat keine Probleme, nach kleinen Patzern wieder Geschwindigkeit aufzubauen. Der Vergleich zu anderen Bikes war vor allem bei einem Test-Run ohne Kette spürbar. Mit dem Scott kann man trotz enormer Laufruhe extrem gut pushen und der Geschwindigkeitsaufbau läuft fast von allein. Erstmalig ist das „Gambler“ auch als Hybrid konzipiert, sodass man zwischen 26-Zoll und 27,5-Zoll-Laufrädern wählen kann. Dafür stehen unterschiedliche Möglichkeiten der Geometrieveränderung bereit. Zum einen hat das Scott an der Dämpferaufnahme einen Flip Chip, mit dem ihr die Tretlagerhöhe um zehn Millimeter beeinflussen könnt. Je nach-dem ob ihr nun mit 26- oder 27,5-Zoll-Laufrädern unterwegs seid, könnt ihr so Tretlagerhöhen von 331 und 341 Millimeter oder eben 343 und 353 Millimeter erreichen. In direkter Verbindung zur Tretlagerhöhe macht es auch Sinn, einen Blick auf die Dropouts zu werfen, denn auch dort habt ihr verschiedene Möglichkeiten. Mit zwei Positionen, High und Low, könnt ihr die Kettenstrebenlänge verkürzen oder eben verlängern. In Kombination mit der Low- und High-Einstellung des Dämpfers könnt ihr so folgende Kettenstrebenlängen realisieren: 421, 425, 436 und 440 Millimeter. Ihr seht, ein extrem vielseitiges und extrem gut auf die Strecken anpassbares Bike, dass nicht zuletzt dank Brandan Faircloughs Einflüssen auf so kurze Kettenstreben setzt. Wir sind das Rad zunächst mit der längsten Einstellung von 440 Millimetern gefahren und haben sie dann verkürzt, obwohl 440 mm im Vergleich zu den anderen Testbikes auch  nicht übermäßig lang erscheinen. Nach der Umstel-lung auf die kürzere Kettenstrebenlänge von 425 Millimetern bekamen wir ein völlig an-de-res Bike zu Gesicht, das uns trotz des nun sehr kurzen Hinterbaus nach wie vor mit einer sehr satten und laufru-higen Federungs-Performance beglückte, zugleich aber deutlich wendiger wurde. Zum krönenden Abschluss der Vielseitigkeit gilt es noch, einen Blick auf den Lenkwinkel zu werfen. Von Haus aus ist dieser mit 63° schon relativ flach, mithilfe der mitgelieferten Syncros Steuersatzlager habt ihr jedoch die Möglichkeit, den Lenkwinkel in Ein- oder Zwei-Grad-Schritten zwischen 61° und 65° zu variieren. Das „Gambler“ lässt sich also wirklich perfekt auf jeden Wunsch bzw. auf jede Strecke ein-stellen. Lang, kurz, laufruhig, wendig, flach, steil – alles ist möglich! Abgesehen davon kann sich das „Gambler 710“ auch von der Ausstattung her mehr als sehen lassen. Es sind nur edelste Parts untergebracht, die den Komplett-Bike-Preis von 6.799 Euro natürlich etwas in die Höhe treiben. Wer jedoch ein absolutes High-End-Downhill-Race-Bike sein Ei-gen nennen möchte, dessen Qualität seinesgleichen sucht, der wird hier sicher glücklich. 

Fazit:

Das neue Scott „Gambler 710“, das im Übrigen so auch von dem World-Cup-Pilot Brendan Fairclough gefahren wird, ist ein reinrassiges Race-Bike mit unglaublich vielseitigen Einstellmöglichkeiten und einer hochwertigen Ausstattung. Wir haben tatsächlich nichts zu meckern und können das Bike jedem, der Rennen fahren möchte, wärmstens empfehlen. Wer „nur“ ein Bikepark-Bike oder etwas für den Home-Trail sucht, wird mit dem Scott dank der vielen Einstellmöglichkeiten ebenfalls seinen Spaß haben, jedoch wäre dies ein wenig „Perlen vor die Säue“.

Wer das erste Bike aus dieser Serie verpasst hat, findet den Test das Solid "Strike Black Star 2.0" hier: http://mtbrider.de/news/heavy-metal-downhillbikes-im-test-solid

Fotos: stephan peters

Gepostet am 02.03.2016 von Sp |

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