Cosmic World: Interview mit Gerhard Schwarz und Daniel Gareus vom Deutschen Vertrieb Cosmic Sports

Wer Cosmic Sports nicht kennt, kennt die Mountainbike-Branche nicht. Was klingt wie das Setting zu einem schmierigen Mafia-Streifen, ist gar nicht so weit ab von der Realität. Mit der Fülle an Marken, die sie vertreten, sind Cosmic eine marktwirtschaftliche Größe, die man nicht vernachlässigen sollte und deren Fäden im schönen Fürth im Herzen von Mittelfranken zusammen laufen.

Rund 40 Mitarbeiter kümmern sich hier um den Verkauf, das Marketing, den Service und die Logistik. Auf rund 3500 qm lagern rund 25.000 verschiedene Artikel von mehr als 40 Marken aus den USA, Europa und Asien. Seit fast 20 Jahren ist Cosmic Sports nun im Geschäft. Grund genug, einmal einen kleinen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Dafür haben wir uns mit Cosmic Geschäftsführer Gerhard Schwarz sowie mit Marketing Mann Daniel Gareus unterhalten, die wir beide schon seite vielen Jahren kennen und die die Bike Szene kennen, wie wenige andere. Genug der Worte. Los geht´s mit Gerhard.

Gerhard, ihr habt bald 20 Jähriges. Was sagste dazu? Hättest du vor 20 Jahren gedacht, dass Cosmic heute das ist, was es ist?
Nein, das hätte ich ehrlich gesagt nicht gedacht. Wobei ich auch keinen konkreten Plan hatte wo wir in 20 Jahren mal stehen wollen. Wir waren damals ja noch jung und naiv und sind die Sache eher reaktiv angegangen. Als wir im Dezember `97 starteten, war der erste große MTB Boom schon vorbei und es hat ein Verdrängungswettbewerb eingesetzt. Wir als Nobody hatten es damit auch nicht leichter und die ersten Jahre waren knüppelhart.  

Wie würdest du deinen Job bei Cosmic beschreiben, außer mit „Chef“ oder „Boss“? Was sind deine Aufgaben?
Das frage ich mich manchmal, ehrlich gesagt, auch (lacht). Als wir anfingen, lief praktisch alles über meinen Schreibtisch. Der Vertrieb an die Einzelhändler war damals schon auf verschiedene Kollegen aufgeteilt und ich war zu der Zeit für NRW zuständig. Gleichzeitig lief auch der gesamte Einkauf, das Marketing und der ganze andere Kram über mich – ich frage mich ehrlich, wie wir das damals alles gestemmt haben, aber der Mensch wächst ja bekanntlich mit seinen Aufgaben. Heutzutage bin ich aus dem Tagesgeschäft fast vollständig raus und befasse mich mehr mit strategischen Aufgaben, Controlling und was sonst noch so anfällt. Außerdem bin ich sehr viel unterwegs sowohl um unsere Lieferanten zu besuchen als auch bei den zahlreichen Messen und Festivals mit zu helfen.  

Erzähl doch mal, wie das damals anfing. Was hast du vorher gemacht? Was hat dir damals Mountainbiking bedeutet und wie sah damals dieses Mountainbiking aus im Vergleich zu heute? 
Ich bin eigentlich ein klassischer Quereinsteiger, wie so viele von uns. Angefangen hat alles Ende der 80iger, als die MTB Welle aus den USA zu uns rüber schwappte. Damals fing auch ich an MTB zu fahren, am Anfang nur zum Spaß und dann später auch Rennen. Das Mountain Biking von damals hat sich schon sehr von dem heutigen unterschieden, vor allen Dingen gab es eigentlich nur ein Rad (nämlich das 26“ Hardtail) mit dem man Cross Country aber auch Downhill gefahren ist. Die Vorbauten waren lang, die Lenker schmal und die Reifen dünn und hart aufgepumpt – genau das Gegenteil von heute eigentlich. Es gab damals bei uns in der Region einen Importeur für Marin Mountainbikes, Answer/Manitou und Ritchey, die waren zu der Zeit auf gigantischem Wachstumskurs, weshalb ich dort im Jahr 1993 anheuerte. Als gelernter Speditionskaufmann und mit meiner Affinität zum Mountain Bike war ich zuständig für den Einkauf und habe aber auch Verkauf gemacht.

„Radfahren ist mein Leben, das kann ich klipp und klar behaupten. Ich kenne keinen anderen Sport, der mir soviel Spaß und Befriedigung gibt, egal ob allein auf meiner Hausrunde oder zusammen mit Freunden.“ // Gerhard Schwarz

Wie ging es mit Cosmic los und was waren eure ersten Produkte/Marken?           
Nach der Insolvenz dieser Firma haben wir mit einem Teil der damaligen Mannschaft Cosmic Sports gegründet, hatten also schon etwas Background und auch die notwendigen Verbindungen. Trotzdem war das Ganze noch ziemlich überschaubar, wir hatten vom Start weg eigentlich nur zwei Marken – die wir heute noch führen – und zwar Ritchey und SDG. Ich bin dann 1998 das erste mal auf die Interbike nach Las Vegas geflogen und habe unsere „Weltfirma“ vorgestellt, immerhin mit einigem Erfolg, weil ich Salsa als Partner gewinnen konnte. Und so ging das dann weiter, mit wachsendem Bekanntheitsgrad und kontinuierlich guter Arbeit haben wir uns einen gewissen Ruf erarbeitet und so kamen weitere Marken an Bord. Im Jahr 2005 haben wir dann eine Tochterfirma im Holländischen Zandvoort gegründet, von wo aus wir den Benelux Markt bedienen. Heute sind wir fast Europaweit aktiv, der Fokus liegt aber ganz klar auf Deutschland, Österreich, Benelux und seit neuestem Italien und Frankreich.  

Von außen recht unscheinbar: das Cosmic Headquarter in Fürth. Nur der Cosmic Van verrät, was sich hinter dem Rolltor verbergen könnte...

Wenn ich so daran denke, was wir damals für Material gefahren sind, könnte ich mir vorstellen, dass es heute etwas andere Probleme und Herausforderungen gibt, als früher, oder? Technisch, logistisch usw…
Da hast Du leider recht. Ich gebe Dir nur ein Beispiel: als wir vor 10 Jahren den Vertrieb von Chris King übernahmen gab es praktisch nur einen Steuersatz – 1 1/8“ A-Head. Heute reden wir über mehr als 50 verschiedene Kombinationen, das muss man sich einmal vorstellen. Das gleiche gilt für Innenlager, Laufrad- und Reifengrößen. Das ist natürlich eine wahnsinnige Herausforderung für Vertrieb und für den Fachhandel fast unmöglich das alles vorzuhalten. Es sind viele sinnvolle Entwicklungen dabei, aber man muss sich fragen ob es eine derartige Anzahl an verschiedenen „Standards“ wirklich braucht – häufig verwirrt es den Verbraucher mehr als dass es hilft eine Kaufentscheidung zu treffen.

Viele Hersteller arbeiten heutzutage mit dem Direktvertrieb. Wie stehst du dazu? Was rechtfertigt ein klassisches Vertriebsmodell, wie ihr es anbietet?
Der Direktvertrieb mag für den einen oder anderen Fahrradhersteller ein gangbarer Weg sein und es wird interessant sein zu sehen was sich da in den nächsten Jahren noch tut.  Für Cosmic Sports als Teilespezialist und mehreren tausend Kunden allein in Deutschland ist der Direktvertrieb derzeit kein Thema. Wir fühlen uns als Partner des Einzelhandels und wollen das auch in Zukunft so abbilden.

Was bedeutet Radfahren heute für dich?
Radfahren ist mein Leben, das kann ich klipp und klar behaupten. Ich kenne keinen anderen Sport, der mir soviel Spaß und Befriedigung gibt, egal ob allein auf meiner Hausrunde oder zusammen mit Freunden.

Mit welchem Fahrrad fährst du zur Zeit am öftesten?
Ich habe über 10 verschiedene Räder bei mir in der Garage, diese Saison bin ich aber am häufigsten mit meinem Surly Krampus (29+) unterwegs gewesen. Das Rad ist mit Starrgabel und 1x11 ziemlich puristisch aufgebaut, nur eine Dropper Seatpost habe ich mir gegönnt - im Alter ist man ja nicht mehr so elastisch und so komme ich etwas leichter die Berge hinunter.

Wie Gerhard es schon erwähnt hat, sind heute eine ganze Menge Mitarbeiter im Boot, die bei Cosmic Sports diverse Aufgaben übernehmen. Eine dieser Aufgaben ist das Marketing, denn schließlich muss man die vielen Produkte den Kunden ja auch schmackhaft machen. Bei Cosmic ist Daniel Gareus dafür verantwortlich. Wer schonmal auf einer Messe oder einem Festival war, hat den lustigen Gesellen sicherlich schonmal getroffen und vielleicht ist er ja dem ein oder anderen auch schon auf dem Bike begegnet. Im zweiten Teil diese Interviews haben wir Daniel ein bisschen über seinen Job und mehr ausgequetscht...

Daniel, wie lange bist du schon dabei?
Sieben Jahre sind es mittlerweile, seit dem ich bei Cosmic Sports an Board bin.

Wie lautet deine Jobbezeichnung und was sind deine Aufgaben?
Nachdem Hartl und ich etwas mit dem Job-Title Generator gespielt hatten, kam die Bezeichnung „Head of Marketing“ raus. Im Endeffekt übersehe und steuere ich unsere Kommunikation sowie Marketingaktivitäten, d.h. PR, Messen und Events, B2B-Marketing, Sponsoring, Kooperationen, Social Media und Webauftritt, Anzeigengeschäft sowie die Erstellung unseres jährlichen Händlerkataloges. Bei 40 Marken kommt da schon einiges zusammen, allerdings macht dieser internationale Hintergrund bei der flachen Hierarchie in unserem familiären Team einfach Spaß.

Wie bist du an diesen Job gekommen? Wolltest du in der Bikebranche arbeiten oder bist du da aus versehen hinein geraten?
Haha, wie die Jungfrau zum Kinde. Mit 9 Jahren habe ich zu Ostern mein erstes „All Terrain Bike“ bekommen, von dem ich gleich mal Schutzbleche und Gepäckträger geschraubt hatte. Seit dieser Zeit fließt Kettenöl durch meine Adern und diese Leidenschaft hat mich nicht mehr losgelassen. Um mein Hobby zu finanzieren, fing ich an, neben der Schule in einem Bikeshop zu jobben. Schließlich wollte ich später beruflich immer etwas mit Marketing und Sport machen – am Liebsten natürlich in der Bikebranche -  und somit führte mich mein Weg zunächst auf die Uni für ein Marketingstudium. Nachdem ich meine Diplom-Urkunde an die Wand hängen konnte, meinte mein Kumpel aus dem damaligen Bikeshop – der zwischenzeitlich bei Cosmic Sports arbeitete – dass Hartl (Nickname von Gerhard Schwarz, Anm.d.Red.) jemand für den Bereich Marketing – den es als solchen noch nicht gab - suchen würde. Also setzte ich eine Initiativbewerbung auf und nach Zusage von Hartl konnte ich somit letztendlich mein Hobby zum Beruf machen.

Was bedeutet Radfahren für dich?
Radfahren bedeutet für mich Spaß sowohl mit Freunden als auch alleine – Draußen sein – Natur erleben - Entschleunigung – Entspannung – Faszination von Technik und letztlich ein Ausdruck von Freiheit.

Blick ins Cosmic Lager – in den Kisten stecken jede Menge Biker-Träume!

Mit welchem Fahrrad fährst du zur Zeit am öftesten?
Meine eierlegende Wollmilchsau ist ein 29er Trailbike mit 140mm Federweg – damit kann ich gefühlt alles Fahren von Tour bis Park. Hin und wieder zieht es mich aber auch in Bikeparks und dort gilt das Motto „viel hilft viel“, somit habe ich meinen 180mm Freerider (ja, das gabs mal!) im Gepäck. Und um im Sommer fit zu bleiben, pendle ich ein mal die Woche mit meinem Singlespeed-Crosser ins Geschäft – Singlespeedfahren ist so herrlich puristisch.

Fährst du im Bikepark Osternohe? Welche ist deine Lieblingsstrecke?
Na klar – Osternohe ist mein Homespot. Der Bikepark ist vielleicht nicht der größte, aber die Strecken sind meistens sehr gepflegt und er ist einer, der jahreszeitlich am frühesten aufmacht und am spätesten schließt. Der Freeride macht mir hier am meisten Spaß.

Auch der Service darf nicht zu kurz kommen: in der eigenen Werkstatt werden zum Beispiel Gabeln und Dämpfer gewartet.

Warum engagiert sich Cosmic da im Bikepark?
Wir engagieren uns seit 2008 als Hauptsponsor im Bikepark Osternohe, was aufgrund der Regionalität und unseres gravitylastigen Markenportfolios hier ziemlich nahe liegt. Demnach erfolgt der Support nicht nur finanziell, sondern auch materiell mit Verleihprotektoren unserer Marken sowie weiterem Zubehör. Somit möchten wir einen nachhaltigen Beitrag zur Entwicklung der regionalen Bike-Szene leisten.

Wo kann man, außer im Bikepark, bei euch noch gut fahren? Ich habe gehört, bei euch gibt es besonders leckeres Bier in diversen Biergärten?
Nun ja, der geneigte Biker, der sich sein Bier nach (!) der Ausfahrt schmecken lassen möchte, wird in unserer Region voll auf seine Kosten kommen. Im Großraum Nürnberg/Fürth gibt es schon auch mehr oder weniger bekannte Spots wie den Stadtwald, Tiergarten, Steinbrüchlein oder die Zabo-Trails. Eine halbe Stunde weiter nördlich von uns eröffnet sich die fränkische Schweiz mit ihren epischen Trails – eine Region mit 300 Brauereien und somit der höchsten Brauereidichte der Welt.

Na dann bleibt uns eigentlich nur noch eines zu sagen: PROST! Wir freuen uns schon auf den nächsten Sommer, Tour-de-Biergarten in Fürth, oder? Danke für eure Zeit und viel Erfolg weiterhin!

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Fotos: Cosmic Sports

Gepostet am 24.11.2016 von Fy |

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