World Cup Diaries Fort William

Starker Wind, Regen, eine herausfordernde Strecke, Stürze und herausragende Läufe – der Mercedes-Benz UCI Downhill Mountain Bike World Cup in Fort William hatte es in sich. Hier sind die Highlights des Rennwochenendes in den schottischen Highlands.

Heftiger Wind, starker Regen und ein knallharter Track
Nach mehreren Jahren mit guten Witterungsbedingungen hat bei der diesjährigen Austragung des Downhills in Fort William das berüchtigte schottische Wetter erbarmungslos zugeschlagen. Heftiger Wind und starker Regen malträtierten Fahrer und Material über das gesamte Wochenende vom Training bis zum Rennen. Selbst die abgehärteten, hartgesottenen Einheimischen bezeichneten die Witterungsbedingungen als „sehr nass“. Dennoch trotzten tausende Zuschauer den widrigen Bedingungen und fanden sich an der Strecke ein. Im Gegensatz zu den meisten Weltcup-Strecken wird der 2,8 Kilometer lange Kurs in Fort William bei Nässe allerdings griffiger, da die Feuchtigkeit den rutschigen und losen Schotter im oberen Teil der Strecke gut bindet. Die Wald-Sektion ähnelte jedoch einer Sumpflandschaft. Zudem sorgten dicke Regentropfen und Schlamm auf den Brillen der Fahrer für erhebliche Sichtprobleme, und die teils heftigen Windböen erschwerten den ohnehin extrem anspruchsvollen Kurs zusätzlich.

Loic Bruni (FRA), Finn Iles (CAN), Gee Atherton (GBR), Kade Edwards (GBR), Tahnée Seagrave (GBR) und Monika Hrastnik (SLO) hatten im Training bzw. im Qualifying heftige Stürze, und Aaron Gwin (USA) sowie Reece Wilson (GBR) landeten beim Rennen unsanft auf dem Boden beziehungsweise an einem Baum. Viele der Stürze verliefen glücklicherweise weitestgehend glimpflich, und die Athleten zogen sich „nur“ Schrammen und Prellungen zu. Schwerer erwischte es Hrastnik und Seagrave. Die Slowenin erlitt eine Gehirnerschütterung und verpasste das Rennen ebenso wie Seagrave. Die Britin zog sich eine Schulterverletzung zu und muss operiert werden. Damit fällt die 23-Jährige vorerst aus.

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Junior-Dominatoren bei Frauen und Männern müssen um Vorherrschaft fürchten
Vali Höll (AUT) und Thibaut Dapréla (FRA) haben im Vorjahr die Junior-Wettbewerbe dominiert und gehen in jedem Rennen als Top-Favoriten an den Start. In Fort William jedoch bröckelte die Vorherrschaft der beiden Talente. 2018 gewann Höll noch jedes Rennen und jedes Qualifying. Mit ihren herausragenden Bestzeiten wäre sie sogar bei den Elite Frauen um Podiumsplätze gefahren. Die aktuelle Saison begann sie in gewohnter Manier: Bestzeiten in Rennen und Qualifying in Maribor folgte die schnellste Zeit bei der Qualifikation in Fort William. Aber aus dem Rennen ging die Österreicherin zum ersten Mal seit über einem Jahr nicht als Siegerin hervor. Mit großem Vorsprung ging die 17-Jährige in den mittleren Abschnitt, die Wood-Sektion, stürzte jedoch zweimal, weswegen ihre beispiellose Siegesserie von acht Erfolgen endete. Höll erzielte immerhin noch den zweiten Platz hinter Anna Newkirk (USA). Für die US-Amerikanerin war es der erste Sieg. Auf Seiten der Junior-Männer sorgten Luke Mumford (GBR) und Patrick Laffey (CAN) bei ihren Weltcup-Premieren für Aufsehen und kamen Shootingstar Dapréla gefährlich nahe. Doch der junge Franzose, Sieger bei fünf von sieben Rennen und zweimaliger Zweiter 2018, sicherte sich seinen zweiten Saisonsieg und verwies die beiden Debütanten mit 0,8 (Mumford) bzw. 2,1 Sekunden (Laffey) auf die Plätze zwei und drei. In Leogang wollen Dapréla und vor allem Lokalmatadorin Höll zu alter Dominanz zurückfinden.

Neue Gesichter auf dem Podium bei den Elite Frauen
Die Saison 2018 war von einem Dreikampf zwischen Myriam Nicole (FRA), Tahnée Seagrave und Rachel Atherton (GBR) geprägt, welche die Siege unter sich ausfochten. Nicole zog sich in der Saisonvorbereitung einen Knöchelbruch zu und ist seitdem zum Zuschauen verdonnert. Der erwartete Dreikampf wurde so zu einem britischen Duell um den Weltcup-Gesamtsieg. In Fort William ging Seagrave nach ihrem Auftaktsieg von Maribor erstmals bei einem Weltcuprennen mit der Startnummer eins und dem weiß-roten Trikot der Weltcup-Führenden an den Start. Ein heftiger Sturz im ersten Training, bei der sich die 23-Jährige eine Schulterverletzung zuzog, beendete jedoch auch ihre Ambitionen. Somit verblieb Atherton als einzige Top-Favoritin. Tracey Hannah (AUS) wurden eher geringe Chancen auf den Sieg in Fort William eingeräumt. Doch die Australierin legte die schnellste Zeit im Qualifying hin und ging somit als Letzte ins Rennen am Sonntag. Atherton beobachtete die Fahrt ihrer Rivalin nervös vom Hotseat aus. Nach dem oberen und mittleren Streckenabschnitt leuchtete die Zeitnahme grün und wies Hannah als Führende aus. Ein kleiner Ausrutscher kurz vor dem abschließenden Streckenabschnitt, dem Motorway, ließ ihren Vorsprung nach und nach schmelzen. Mit 1,6 Sekunden Rückstand überquerte sie die Ziellinie und belegte Rang zwei hinter Atherton, die einen fehlerfreien Run zeigte. 

Hinter Atherton und Hannah, zeigte die deutsche Nina Hoffmann bei ihrem Debüt in Fort William eine sensationelle Leistung und erzielte mit dem dritten Rang ihren ersten Podestsplatz in ihrem erst sechsten Weltcuprennen. Die Newcomerin zeigte bereits 2018 bei vereinzelten Weltcup-Teilnahmen ihr großes Potenzial und fuhr mehrere Top-10-Ergebnisse ein. Nach Platz sechs beim Saisonauftakt in Maribor ließ sie in den schottischen Highlands arrivierte Fahrerinnen wie Marine Cabirou (FRA, 4.) und Veronika Widmann (ITA, 5.) hinter sich. Als Zehnte legte auch Sandra Rübesam (GER) einen starken Auftritt hin. Somit beendeten zwei Deutsche das Rennen in den Top 10.

Franzosen setzen Siegesserie fort
Vor einem Jahr feierte Amaury Pierron (FRA) in Fort William seinen endgültigen Durchbruch im Downhill-Weltcup, in dem er sein erstes Weltcuprennen gewann. Sein Erfolg war gleichzeitig der Startschuss für eine bis heute andauernde französische Dominanz im Feld der Herren. Pierron machte 2018 mit zwei weiteren Siegen bei den anschließenden Weltcups in Leogang und Val di Sole seinen Hattrick perfekt und sicherte sich am Jahresende den Gesamtweltcup. Neben Amaury trugen sich im Vorjahr seine Landsmänner Loris Vergier und und Loic Bruni in die Siegeslisten ein. Damit ging der Sieg von acht der vergangenen neun Downhill-Rennen, inklusive des WM-Rennens, an einen Franzosen. Lediglich Martin Maes (BEL) konnte die Serie beim letzten Weltcup-Rennen 2018 in La Bresse unterbrechen. Inbegriffen ist auch der diesjährige Triumph von Pierron in Fort William. Wie im Vorjahr setzte sich der Gesamtweltcupsieger in Schottland gegen die starke Konkurrenz durch – dieses Jahr bei extrem widrigen Bedingungen. Den Auftakt für ein spannendes Rennen machte Bruni. Der Weltmeister ging nach seinem Sturz im Qualifying als 41. der 64 Starter ins Rennen und übernahm vorerst die Führung. Es folgte ein spannender Fight gegen die Uhr mit knappen Zieleinläufen. Greg Minnaar (RSA) übernahm nach einem starken Schlusssprint im Motorway die Führung von Bruni. Finn Iles (CAN) konterte den Altmeister und setzte noch einen drauf. Die Führung des jungen Kanadiers, der sich von seinem schweren Trainingssturz gut erholt zeigte, hielt bis zu den drei verbliebenen Fahrern im Starthaus – den Qualifying-Schnellsten Troy Brosnan (AUS), Pierron und Vergier. Brosnan eröffnete als Qualifying-Dritter den finalen Showdown. Der Australier pulverisierte Iles Bestzeit und setzte sich mit 3,6 Sekunden Vorsprung auf den Hot Seat. Ihm folgte Pierron. Der amtierende Gesamtweltcupsieger zeigte einen Traumlauf mit Bestzeiten in allen Sektionen und fuhr seinen zweiten Sieg in Fort William in Folge ein. Sein verunglückter Zielsprung, als er lediglich auf dem Vorderrad landete, sich aber akrobatisch auf dem Bike hielt, war das spektakuläre Ende eines beeindruckenden Runs. Er distanzierte sich von Brosnan um weitere 3,6 Sekunden. Vergier konnte die Pace seines Landsmanns nicht mitgehen, duellierte sich mit Brosnan um den zweiten Platz. Im Ziel hatte er minimale fünf Hundertstel Rückstand auf den Australier und wurde Dritter. Somit landeten in Fort William drei Franzosen in den Top 8 und mit den Plätzen eins und drei sogar zwei auf dem Podest.

Kampf um die Weltcup-Krone verspricht Spannung
Zwei Rennen sind im Downhill-Weltcup absolviert. Bei den Herren fuhren acht verschiedene Fahrer in die Top 5 und belegen die hohe Ausgeglichenheit. Lediglich Brosnan (3. und 2.) und Danny Hart (GBR, 2. und 5.) beendeten beide Rennen auf dem Podium. Brosnan (350 Punkte) reist demzufolge als Weltcup-Führender nach Leogang. Amaury Pierron (330 Punkte), Loic Bruni (301 Punkte) und Hart (292 Punkte) sind jedoch in Schlagdistanz. Bei den Frauen hat Fort William-Siegerin Atherton (430 Punkte) die Weltcup-Führung von der verletzten Seagrave übernommen. Sie führt mit 30 Punkten Vorsprung vor Hannah. Cabirou (290 Punkte) und Hoffmann (285 Punkte) liegen schon etwas zurück.

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Fotos: Bartel Wolinski / Redbull Content Pool

Gepostet am 05.06.2019 von MRM |

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