Interview: Große Pläne für Stefan Garlicki

Seine entspannte Professionalität und konstante Geschwindigkeit haben Stefan Garlicki einen schnellen Aufstieg in der Downhill Szene gesichert – national, in Europa und im UCI World Cup. 2017 wird Stefan das vierte Jahr in Folge für Solid Bikes und Reverse Components fahren, vorher erzählte er uns von seinen Erfolgen in 2016, wie es als Downhiller in Südafrika so ist und was er in 2017 erreichen will.

Hey Stefan! Wie alt bist du und woher kommst du?

Mein Name ist Stefan Garlicki und ich komme aus Kapstadt in Südafrika. Ich bin 26 Jahre alt.

Wie bist du zum Mountainbiken gekommen und wer hat dich darauf gebracht?

Ich habe Anfang 2010 mit dem Mountainbiken angefangen, davor bin ich zehn Jahre Motocross gefahren. Nebenher bin ich BMX und Dirtjump gefahren, aber nur zum Spaß, Motocross war die Hauptsache. Nach meiner Schulzeit war es nicht wirklich eine Option, weiter zu fahren, weil es einfach zu teuer war. Ich entschied mich dann, nach Großbritannien zu gehen, wo ich sechs Monate herumreiste und arbeitete. 

Ich dachte mir, ich versuche es einfach mal und schaue, wie weit ich komme.

Da drüben lernte ich ein paar Jungs kennen. Darunter auch Ollie Jones, der 4X fuhr und mich zu einem nationalen Rennen einlud. Ich hatte damals ein Dirtbike und fuhr einfach mit – schließlich fuhr ich die komplette Serie mit. Zurück in Südafrika gab es keine 4X Rennen, also fing ich an, Downhill zu fahren. Ich dachte mir, ich versuche es einfach mal und schaue, wie weit ich komme. Und bisher läuft es besser als gedacht!

2016 war ein ziemlich erfolgreiches Jahr für dich. Was waren deine Höhepunkte?

Ja, 2016 war der Hammer! Es war super, nach 2015 noch ein gutes Jahr zu haben, obwohl die Messlatte schon so hoch lag. Einige der World Cups liefen nicht ganz so, wie gehofft, ich hatte ein paar technische Defekte und Stürze. In Bezug auf europäische und südafrikanische Rennen lief es aber tatsächlich hervorragend.

In Ilmenau zu gewinnen war der Wahnsinn!

Ein Highlight war für mich, erneut unsere südafrikanischen Meisterschaften zu gewinnen! Das war hart, genau wie im European Cup in Schladming unter die Top 5 und in Spicak unter die Top 10 zu kommen. Irgendwie war es auch cool, beim World Cup in Val die Sole zu überleben und auf die 57 zu kommen – natürlich habe ich mehr gewollt, aber ich war froh, einen sauberen Lauf in einem Stück ins Ziel zu bringen. In Ilmenau zu gewinnen war der Wahnsinn! Ich wollte unbedingt ein Rennen in Europa gewinnen und das Rennen in Ilmenau gehört sicherlich zu den Momenten, an die ich mich meine gesamte Karriere erinnern werde. Ich bin dort jetzt schon oft mitgefahren und hatte immer das Gefühl, dass es für den Sieg reichen könnte, dass ich schnell genug war – diesmal hat es dann trotz der wirklich sehr starken Konkurrenz geklappt und ich bin superglücklich darüber.

Wie ist es, von der südlichen Hemisphäre einen Sport zu betreiben, der hauptsächlich im Norden ausgeübt wird? Gibt es Vor- oder Nachteile?

Sicherlich. Der Vorteil ist, dass wir meist gutes Wetter haben und das ganze Jahr lang fahren können. Aber es ist auch ein Nachteil, nicht im Regen trainieren zu können. Wenn man das eine Zeitlang nicht macht, dauert es ganz schön, bis man wieder drinnen ist. Weil bei uns Downhill noch weniger bekannt ist als in Europa, müssen wir wohl auch mehr investieren: ganz oder gar nicht. Am Anfang lebte ich das gesamte Jahr in einem Van. Wenn man zwischen den Rennen nicht nach Hause kommt, zwingt einen das aus der Comfortzone, man muss einfach mehr wollen. 
Die Strecken in Südafrika und die des World Cups sind so unterschiedlich, dass man es kaum vergleichen kann. Beide Hemisphären haben ihre Vor- und Nachteile.

Ich denke, es gibt nicht viele perfekte Jobs da draußen, aber Mountainbiken kommt dem schon ziemlich nahe!

In 2016 warst du viel in Europa unterwegs und bist von Rennen zu Rennen gereist. Wie ist es, so lange weg von zuhause zu sein?

Es macht einen Heidenspaß. Man bereist die Welt und lernt interessante Menschen kennen, man hat nach und nach eine richtige Familie auf den Rennen. Nach ein paar Jahren nutzt sich der Glamour der Reisen etwas ab, man ist eben ständig auf Achse und lebt aus seinem Koffer. Es hat aber auch Vorteile: ich denke, es gibt nicht viele perfekte Jobs da draußen, aber Mountainbiken kommt dem schon ziemlich nahe! (lacht)

Dass man so viel unterwegs ist und doch so wenig sieht, ist wohl das einzige, das mich wirklich nervt. Man ist so konzentriert auf das Rennen, dass man gar keine Zeit hat, den Touristen zu spielen. 

Wann hast du dich entschieden, ein Profi Radsportler zu werden?

Ehrlich gesagt habe ich immer davon geträumt, ein professioneller Sportler zu sein – ich dachte nur nicht, dass es jemals dazu kommen würde. Am Anfang war alles Spaß, eigentlich wollte ich studieren gehen. Ich hatte mich auch schon beworben und wollte nach dem ersten Jahr Downhill an die Uni. Doch schon nach einem halben Jahr Downhill wurde ich Fünfter in den Nationalmeisterschaften. Das war vermutlich der Wendepunkt, da habe ich mir gedacht: „Ich möchte wissen, wie weit ich kommen kann!“ 

Ein paar Monate später setzte ich mit meinen Eltern zusammen und eröffnete ihnen, dass ich zurück nach Europa gehen und Profisportler werden wollte. Zwar war ich noch weit davon entfernt, aber da wusste ich, dass ich es probieren wollte. Seit dem entwickelte sich alles weiter und seit 2013 sah ich mich dann auch selbst als Profisportler.

Gab es ausschlaggebende Sponsoren auf deinem Weg?

Auf jeden Fall Investec, die ein großes Glück für mich waren. Anfangs war ich in keiner guten Position und sie haben mir ungemein geholfen. Danach bin ich zu Solid und Reverse gekommen, was auch super war. Es geht nicht nur um das Sponsoring, sondern auch um die Beziehung, die man mit einer Marke hat. Und ich habe selten so etwas angenehmes wie die Beziehung zu Peter und Heike erlebt, die hinter Solid stecken. Alle sind happy und es gibt eigentlich nur gute Schwingungen. 

Es hilft ungemein, wenn alle gut drauf sind und dich dabei unterstützen, auch eine gute Zeit zu haben. Und wenn mal nicht alles läuft wie geplant, wissen sie, dass das eben Teil des Spiels „Downhill“ ist. Mein erster Sponsor war Leatt, auch sie waren ein wichtiger Faktor. Ich bin wirklich froh, eine so nette Gruppe von Menschen um mich und hinter mir zu haben.

Wie sind die Trails bei dir zuhause?

Zuhause haben wir einen guten Mix, vier gute Downhill Strecken, die allerdings etwas kurz sind. Deshalb fahren ich auch immer noch Motorcross, um mich fit zu halten.

Auf welchen Bikes bist du unterwegs?

Zur Zeit habe ich einen Downhiller, ein Trailbike, einen Dirtjumper und eine Motocross Maschine. Der Downhiller ist ein Solid Strike in Medium, das passt von der Rahmengröße am besten zu meinem Stil. Ich liebe den progressiven Hinterbau und das agile Fahrverhalten, auch dank des überragenden BOS Fahrwerks. Die Maguras dich ich fahre sind die besten Bremsen, die ich je gefahren bin und das Bike ist einfach ein unglaubliches Gesamtpaket, das mir seit der ersten Abfahrt gefällt. Ich fahre noch ein Solid Blade mit 140 mm für Endurotouren, mit seinen 26“ ist es perfekt für die Trails hier. 

Was war 2016 deine Lieblingsstrecke und warum?

Das ist hart, aber ich denke, es war Ilmenau – natürlich auch, weil ich dort gewonnen habe! Aber die Strecke macht einfach Spaß. Sie ist nicht sonderlich steil oder schnell, aber sie hat einen guten Flow und wenn man den erwischt, läuft es einfach. Hinzu kommen natürlich noch die geilen Fans, die immer völlig ausrasten und das Rennen zu etwas ganz Besonderem machen. 

Was sind deine Stärken und Schwächen als Fahrer?

Bei den Stärken sprechen Sprünge und Flow für mich, das habe ich von Dirtjump und Motocross mitgenommen. Nasse Strecken liegen mir dagegen nicht so gut, wobei das dieses Jahr schon deutlich besser lief. 

Das, was Greg Minnaar als Südafrikaner geschafft hat, ist beeindruckend.

Welche anderen Fahrer inspirieren dich?

Eine Menge Fahrer inspirieren mich, aber Greg Minnaar ist definitiv ein großes Vorbild. Ich kenne ihn nicht persönlich, aber das, was er als Südafrikaner geschafft hat, ist beeindruckend. Die Art, wie er mit Stress und Druck umgeht, inspiriert mich genauso wie seine Demut. Aber wie gesagt, es gibt eine Menge guter Fahrer, von denen man sich etwas abschauen kann. 

Und da ist noch Johann Potgieter, der Nationalchampion war, als ich anfing. Wir sind eine ganze Zeit zusammen Rennen gefahren und pflegten eine gewisse Hassliebe. (lacht) Er war gut für meine Karriere und wir pushen uns immer noch gegenseitig, wollen immer schneller sein als der jeweils andere. 

2017 – was sind deine Pläne, was hast du vor?

Ich habe mir ein paar realistische Ziele gesteckt. Darunter auch einen weiteren Sieg bei den Nationalmeisterschaften. Die Afrikanischen Kontinentalmeisterschaften zu gewinnen wäre der Wahnsinn, 2016 war ich Zweiter! Auch eine European Cup Runde würde ich gerne gewinnen, 2016 hab ich es bis in die Top 5 geschafft. Und ich würde im World Cup gerne unter die Top 30 kommen. Ich denke, der Speed ist da und ich kann es, wenn alles passt.

Möchtest du jemanden im Speziellen danken?

Auf jeden Fall! Da wären Investec, BMW, BOS Sport, Leatt, Virgin Active, mein Trainer John Wakefield von Science in Sport und Fox Clothing. In den letzten Jahren sind dann noch Solid und Reverse, BOS Suspension, Magura, Schwalbe und Sapim dazu gekommen. Ohne all meine Sponsoren wäre das alles nicht möglich, die Reisen nach Übersee, das Training, die Rennen – danke für alles und für die coolen Jahre, die wir bisher zusammen hatten! Ich freue mich auf ein weiteres Jahr mit ihnen und freue mich, auch 2017 wieder meine Downhill-Familie sehen zu können!

Ein cooler Typ, wie wir finden! Falls ihr nochmal einen Rückblende nach Ilmenau braucht – zieht euch unseren RAW-Cut rein! Ansonsten, bis 2017...

Fotos: Var. Art.

Gepostet am 09.01.2017 von Fy |

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