Gotthard Labyrinth Tour mit Hans Rey & Guido Tschugg

Im September 2024 begab ich mich auf eine aufregende alpine Backcountry-E-Bike-Tour durch die Region Disentis-Sedrun in den Schweizer Alpen. Fünf Pässe, vier Kantone, drei Tage, zwei Fahrer und eine unvergessliche Reise – das war die Gotthard Labyrinth Tour, eine vielversprechende mehrtägige Mountainbike-Route, die sich noch in der Entwicklung befindet.

Obwohl die komplette Runde noch nicht vollständig fertiggestellt ist und einige Abschnitte noch im Bau oder in Reparatur sind, war der Ruf des Abenteuers einfach zu stark, um ihn zu ignorieren. Begleitet wurde ich von Guido Tschugg, einem deutschen Rampage-Teilnehmer und ehemaligen 4-Cross-Weltcupsieger, der sein neues Hepha-E-Bike fuhr. Ich selbst setzte auf mein GT eForce AMP+ mit Shimano-Komponenten. Mit von der Partie waren Hoshi Yoshida, Foto- und Videograf von SR Suntour, und Remo Eberle, MTB-Produktmanager von Disentis-Sedrun und einer der Hauptarchitekten des Labyrinth-Projekts. Ziel dieses Projekts ist es nicht nur, die atemberaubende alpine Landschaft in Szene zu setzen, sondern auch die entlegenen Täler und spektakulären Pässe zu erschließen, die man am besten auf dem Bike erlebt.

Um Energie und Akkuleistung zu sparen, nutzten wir verschiedene öffentliche Verkehrsmittel entlang der Route, darunter die ikonischen gelben Postauto-Busse, die rote Matterhorn-Gotthard-Bahn und die Gondeln in Disentis-Sedrun. Da die gesamte Tour offiziell noch nicht eröffnet ist und früher Schneefall die Bedingungen erschwerte, hatten wir ein Shuttle-Fahrzeug zur Unterstützung dabei.

Unser Abenteuer begann und endete in Disentis, nahe der Quelle des Rheins. Der erste Tag startete am Lukmanierpass, wo wir zum Passo del Uomo aufstiegen. Das Wetter war zunächst neblig und kühl, doch als wir den Passo del Sole erreichten, klarte der Himmel auf und strahlender Sonnenschein begleitete uns. Hier wechselten wir vom deutsch/rätoromanischsprachigen Kanton Graubünden in den italienischsprachigen Kanton Tessin.

Die Abfahrt vom Passo del Sole nach Olivone gilt als eine der besten Strecken der Region. Auf rund 16 Kilometern wechselten sich offene alpine Trails mit technischen Waldpfaden ab, darunter auch alte römische Straßen – ein Traum für moderne Fat-Tire-Gladiatoren. Nach einem Mittagessen in einem lokalen Restaurant machten wir uns gestärkt auf den Weg zum nächsten Highlight.

Unser Ziel war der neue Flow Trail im Nara Bike Park. Da der Sessellift nur am Wochenende in Betrieb ist, traten wir die Auffahrt über einen Schotterweg selbst an. Der Trail war hervorragend gebaut, mit vielen B-Lines und verlässlichen Übergängen. Felsformationen und Sprünge sorgten für zusätzlichen Spaß, und wir hielten sogar für ein Foto an einer riesigen Baumschaukel an, bevor wir die natürlichen Trails ins Bleniotal nach Acquarossa hinunterfuhren. Trotz der Lage in der Schweiz hatte die Atmosphäre hier einen deutlich italienischen Flair, den wir bei einer leckeren Pizza in Airolo auskosteten, wo wir auch übernachteten.

Am nächsten Morgen fuhren wir direkt zum Nufenenpass, der fast 2.500 Meter hoch liegt. Während die Nordseite noch Spuren von Schnee trug, meisterten wir die Abfahrt durch ein Tal über einen natürlichen Trail mit einigen technischen Abschnitten. Wir befanden uns nun im Kanton Wallis. Nach einer langen Abfahrt legten wir eine Mittagspause in Ulrichen ein, wo uns Remo für eine malerische Fahrt über den berühmten Furkapass abholte – eine der spektakulärsten Routen der Alpen, beliebt bei Oldtimer- und Motorradfahrern. Ein kurzer Stopp am ikonischen Hotel Belvedere und dem Rhonegletscher durfte natürlich nicht fehlen.

Der nächste Abschnitt führte uns entlang des Urschner Höhentrails von Tiefenbach nach Andermatt. Obwohl man in Tiefenbach übernachten könnte, entschieden wir uns dafür, bis nach Andermatt weiterzufahren, das als Skiort eine breitere Auswahl an Unterkünften bietet. Ein klassisches Schweizer Raclette durfte natürlich nicht fehlen.

Am folgenden Morgen stiegen wir in den berühmten roten Zug zum Oberalppass. Es ist beeindruckend, wie dieser Zug als Bikeshuttle fungiert und stündlich verkehrt. Aufgrund von starkem Schneefall mussten wir den oberen Teil des Trails am Oberalppass leider auslassen. Hier steht ein einzigartiger Leuchtturm aus den Niederlanden, der die Quelle des Rheins markiert.

Die Abfahrt vom Oberalppass nach Sedrun und schließlich zurück nach Disentis war zweifellos eines der Highlights unserer Tour. Interessanterweise führt die Labyrinth-Tour nicht direkt über den Gotthardpass, sondern schlängelt sich in großen Höhen durch Wälder und Almwiesen.

In Sedrun nahmen wir die Cuolm da Vi Gondel bis zum Gipfel, was uns Zugang zum Disentis-Trailnetz ermöglichte. Der Catrina Flow Trail ist ein absolutes Muss, ebenso wie der Singletrail zum Bostg-Berg, der zwischen den beiden Orten liegt und eine Vielzahl spannender Abfahrten bietet. Wie Guido treffend bemerkte: E-Bikes sind perfekt, um diese alpinen Backcountry-Trails zu erkunden.

Wir übernachteten im Catrina Resort/Hotel in Disentis und ließen unsere unglaubliche Reise mit Cocktails in der Nangijala Bar ausklingen. Diese Region ist definitiv einen Besuch wert, und ich empfehle jedem, die Labyrinth-Tour auf die Bucket-List zu setzen!

Mehr infos unter www.schweizmobil.ch (Tour 84 & 85) und www.disentis-sedrun.ch

Instagram: 
@hansnowayrey
@tschugg_23
@srsuntour_inc

Fotos: Hoshi Yoshida

Gepostet am 25.12.2024 von MRM |

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