iXS DHC #5: TITELVERGABE IN BAD TABARZ
Am zurückliegenden Wochenende wurden bei besten Bedingungen in Bad Tabarz die neuen Deutschen Meister gekürt. Am Ende streiften sich Max Hartenstern und Nina Hoffmann das begehrte Trikot in den Elite Klassen über.
Der Rückblick des Wochenendes in Zahlen ist: 25 Jahre Downhill am Inselsberg, 26. Deutsche Meisterschaft im Downhill, 5. DM in Bad Tabarz und 400 Fahrer aus 10 Nationen beim 5. Lauf des iXS Downhill Cups. Ganz schön beachtlich, insbesondere wenn man die Historie des thüringischen Ortes hinsichtlich der Austragung von Rennen betrachtet. Wohl nur ganz wenige Orte auf der Welt können auf eine ähnlich lange Tradition zurückblicken. In Tabarz haben schon in den Neunzigern die großen Helden der damaligen Zeit spannende Rennen abgeliefert und somit ist es bewundernswert, dass am Inselsberg heute immer noch großartiges Racing abgeliefert wird. Zum Jubiläum des Vierteljahrhunderts haben sich die Organisatoren aber nicht zurückgelehnt und sich feiern lassen, eher im Gegenteil, sie haben die Veranstaltung zu etwas Besonderem werden lassen.
Bereits zum fünften Mal konnte man sich in Bad Tabarz die Austragung der Deutschen Meisterschaft sichern und somit war es für die einheimische Downhill-Elite das wichtigste Rennen des Jahres. Das Trikot übergestreift zu bekommen, ist ein Highlight in der Karriere eines Sportlers, schließlich reiht man sich ein in den Kreis der allerbesten der Disziplin. Ein Jahr lang, darf man dann mit dem Ärmel in den Landesfarben fahren und somit träumt wohl jeder Top-Fahrer von diesem Titel. Der Favoritenkreis war nicht gerade klein, aber in diesem Jahr irgendwie auch nicht so richtig eng abzugrenzen. Potentielle Anwärter gab es einige, aber die Vergangenheit hat gezeigt, dass an einem solchen Tag auch alles anders kommen kann.
Bad Tabarz hat wieder einmal gezeigt, dass man routiniert ein Rennen abliefert, welches der perfekte Schauplatz für eine würdige Deutsche Meisterschaft ist. Gleichzeitig wurde der fünfte von insgesamt neun Läufen des iXS Downhill Cups veranstaltet, so dass auch einige internationale Fahrer in die kleine thüringische Ortschaft gefunden haben. Der Streckenverlauf war ähnlich der letzten Ausgaben, obwohl natürlich kleinere Modifikationen eingearbeitet wurden. Der größte Unterschied zu den Vorjahren war jedoch, dass es diesmal ein Rennen bei besten Wetterbedingungen mit sommerlichen Temperaturen und völlig ohne Nässe war. Die Teilnehmer mussten sich zwar auch auf rutschige Verhältnisse einstellen, aber eben eher wegen dem trockenen und staubigen Untergrund.
Am Freitag ging das ganze Spektakel also erstmal ziemlich entspannt mit dem Abholen der Startnummer und dem obligatorischen Track Walk los. Danach gab es vier Stunden Trainingszeit, um erst einmal eine Beziehung zur Strecke und den Verhältnissen aufzubauen. Schon jetzt deutete sich an, dass mancher etwas mehr Spaß und das gewünschte gute Gefühl auf dem Fahrrad hatte und der eine oder andere etwas damit haderte. Im Anschluss gab es noch das Side-Event „Bike-Pulling“, bei dem sogar Kommissäre die Nähe zum Volk suchten.
Der Samstag startete wieder sommerlich und entspannt, bevor es dann nach dem Mittag mit dem Seeding Run den ersten Gradmesser auf das prestigeträchtige Ergebnis des Finaltages gab. Schnellster im Seeding Run war Matthew Walker (NZL - Cube Global Squad), wobei dies für die meisten nicht unbedingt das Interessanteste war. Schließlich ging es um die Deutsche Meisterschaft, also waren die Augen hauptsächlich auf die inländischen Fahrer gerichtet. Von diesen war es Max Hartenstern (GER - Cube Global Squad), der vor Benny Strasser (GER - GZ Rocky Mountain Racing) und Joshua Barth (GER - Carbocage Factory Racing) auf der Liste auftauchte. Bei den Frauen war es Nina Hoffmann (GER - Santa Cruz Bicycles), die mit einem ordentlichen Abstand sich das nötige Selbstvertrauen einfuhr.
Nachdem sich die Anspannung dann wieder gelegt hatte, gab es ein weiteres Highlight des Wochenendes. Anlässlich des Jubiläums wurde das Race of Legends organisiert, bei dem etwa 20 Fahrer mit teilweise historischem Material an den Start des originalen Streckenverlaufs von 1993 gingen. Auf dem Kurs eröffnet und danach moderiert wurde das Ganze von Uwe Buchholz und was der für alte Kamellen herausholte, war wieder unglaublich und wirklich hoch interessant. Die vielen Zuschauer und erst recht die Protagonisten haben dieses Rennen sehr genossen, so dass es eine schöne Würdigung des 25 Jahre andauernden Enthusiasmus des Ausrichters war.
Dann kam der Sonntag und damit der Tag der Entscheidung. Am frühen Vormittag hieß es noch einmal ein paar letzte Trainingsruns abzuspulen, um die Linien endgültig zu festigen, bevor es dann ab halb zwölf mit den Open Kategorien los ging. Natürlich wurde auch hier schon ordentliches Racing abgeliefert, doch der erste Meistertitel wurde in der Klasse Pro Masters vergeben. In dieser lagen die Zeiten der ersten Drei am Vortag innerhalb einer Sekunde, so dass zu erwarten war, dass sich hier nichts geschenkt wurde. Am Ende landete Daniel Jahn (GER - Nicolai BikeBauer) ganz oben auf dem Podium. Der letzte Woche bei der Enduro DM gekürte Meister Benny Herold (GER - Giant Germany Off-Road Team) verpasste das Double mit 2,8 Sekunden Rückstand und platzierte sich auf Rang zwei, während Willi Lützeler (GER - Cube) das Podest komplettierte.
Dann kam die U17 Klasse an die Reihe, bei der es in diesem Jahr sogar ein Meistertrikot gab, nachdem der BDR im letzten Jahr nur die Medaillen vergab. Die Goldene sicherte sich Benjamin Beck (GER - Pivot Cycles Devo Team), der schon im Seeding Run zeigte, dass er große Ambitionen auf den Sieg hatte. Dahinter reihten sich Felix Schumann (GER - GZ Rocky Mountain Racing) und Colin Klipper (GER - MSF Frammersbach) ein.
In der Elite Women Klasse waren mit Harriet Rücknagel (GER - Rad-Art Ilmenau), Sandra Rübesam (GER - Nukeproof) und Raphaela Richter (GER - Radon Factory DH Racing) drei ehemalige Deutsche Meisterinnen angetreten, um erneut den Titel mit nach Hause zu nehmen. Aber seit einiger Zeit hebt sich die ehemalige Leichtathletin Nina Hoffmann als größtes deutsches Talent hervor. Die Frage war nur, ob sie diesem Anspruch auch bei diesem einen zukunftsweisenden Rennen unter Beweis stellen konnte. Spannend machten es die Damen auf jeden Fall, denn bei der Zwischenzeit lag Sandra Rübesam fast vier Zehntelsekunden vor Hoffmann, aber die mittlerweile in München lebende ehemalige Thüringerin konnte diesen Vorsprung nicht ins Ziel retten und musste sich sogar noch hinter der aktuell führenden Raphaela Richter einreihen.
Dann kam Hoffmann über den Zielsprung und allen war klar, das ist die neue Deutsche Meisterin. Die aus Saalfeld stammende 22-Jährige benötigte für den etwa zwei Kilometer langen Kurs 2:26.303 Minuten und setzte sich damit mit über zwei Sekunden Vorsprung von ihren Konkurrentinnen ab. Vizemeisterin ist also Raphaela Richter, die, wenn man ehrlich ist, aus ihrem Titel im letzten Jahr nicht wirklich Kapital schlagen konnte. Dritte wurde Sandra Rübesam, die darüber sicherlich etwas enttäuscht war, da der Titel schon greifbar nah erschien.
Die letzte Klasse war die Elite Men, in der als erster Fahrer Silas Grandy (GER - GZ Rocky Mountain Racing) eine Zeit vorlegte, die in der Region der Bestzeit des Vortages war. Zu dieser Zeit hatte er zwar über drei Sekunden Vorsprung, doch alle anderen Klassen hatten vorher schon gezeigt, dass die Strecke noch einmal etwas schneller im Vergleich zum Samstag geworden war und somit würde die Zeit für Grandy im Red Bull Hot Seat wohl nicht ewig andauern. Die nächsten vier Fahrer kamen dann erst einmal nicht an die vorgegebene Zeit heran, aber dann leuchtete im Livetiming auch schon die nächste Zwischenzeit grün auf. Im Ziel bewahrheitete sich dann, dass Christian Textor (GER - Team Bulls) gut unterwegs war, denn er unterbot um mehr als eine Sekunde.
Dann war es Rick Balbierer (GER - Giant Germany Off-Road Team), der an der Zwischenzeit vorn lag. Im Ziel reihte er sich jedoch hinter Textor ein, während in dem Moment schon wieder eine schnelle Zwischenzeit von Joshua Barth angezeigt wurde. Aber auch er platzierte sich mit nur zwei Hundertstelsekunden Rückstand hinter dem aktuell Führenden, der im Übrigen seit einer Woche Deutscher Meister im Enduro war. Anschließend waren es die Teamkollegen der Cube Global Squad, die an der Splittime erneut unterboten.
Max Hartenstern rettete seinen Vorsprung bis ins Ziel und war damit in seinem ersten Elite Jahr der Deutsche Meister 2018. Fast schon wäre der Zieleinlauf von Matthew Walker untergegangen, aber der Neuseeländer sicherte sich mit 2:06.218 erneut den Rennsieg.
Bad Tabarz hat erneut ein unglaubliches Rennen geliefert. Die Deutsche Meisterschaft ist immer etwas Besonderes und an Spannung wohl kaum zu überbieten. Somit bleibt zu hoffen, dass die Tradition in diesem beschaulichen Thüringer Ort weiterhin fortgeführt wird und das Jahr für Jahr sich die vielen Freiwilligen zusammentun, um auf das nächste Jubiläum zuzusteuern. Weiter geht die Serie nun in der nächsten Woche im Schweizerischen Wiriehorn.
Den Rennbreicht gibt es auch auf: ixsdownhillcup.com/de/Rennbericht-Titelvergabe-in-Bad-Tabarz
Fotos: Sebastian Sternemann
Gepostet am 19.08.2018 von MRM |