Big City Rides: Racing Brothers by VEE

Denny Tischendorf und Wotan Oertel stehen auf große Sprünge und schnelle Downhills. Die suchen sie nicht nur in Bikeparks, sondern mit Vorliebe auch in Städten. Schmale Gassen, steile Treppen, hohe Stufen ... Unter dem Namen Racing Brothers stellen sich die beiden FourCrosser auf YouTube ständig neuen Herausforderungen und zeigen, wieviel Spaß sie dabei haben.

Verwandt sind sie nicht. Aber trotzdem fühlen sie sich oft wie Brüder. Denny Tischendorf und Wotan Oertel trennt ein Altersunterschied von gut zehn Jahren. Vielmehr aber auch nicht. „Wir haben die gleiche Macke“, sagt Denny, der ältere der beiden, mit einem Augenzwinkern. Und meint vor allem ihre Leidenschaft fürs Mountainbiken, die Vorliebe für große Sprünge und verrückte Aktionen. Aber auch abseits vom Sport verbindet sie viel. Häufig hätten sie die gleichen Ideen, manchmal sprächen sie die zur selben Zeit aus. „Dann schauen wir uns an und können es selbst nicht glauben“, meint Denny und lacht. Klar hätten sie auch mal Meinungsverschiedenheiten. Aber wenn man zusammen etwas erreichen wolle, müsse man Kompromisse finden und Rücksicht aufeinander nehmen. Wie in jeder Beziehung.

Im Four Cross verwurzelt

Racing Brothers – der Name für ihr gemeinsames YouTube-Projekt trifft es auf den Punkt. Dabei ist es erst vier Jahre her, dass sie sich beim RSC Schleiz 06 e.V., einem Four Cross Verein in ihrer thüringischen Heimatstadt Schleiz kennenlernten. Ihre Geschichte gleicht sich, obwohl mehr als ein Jahrzehnt dazwischen liegt: Beide spielen aktiv Fußball, bis sie als frischgebackene Teenager Four Cross für sich entdecken. „Zu meiner Zeit mischte der Verein mit Axel Keil, Nico Seidel und Stefan Scherz ganz oben mit“, erzählt Denny. Das „zieht“; er schaut ein paar Mal beim Training auf dem vereinseigenen Dirt- und Four Cross-Gelände vorbei, fährt mit, hat Spaß – und Talent. Schon im Jahr darauf nimmt er an seinem ersten Rennen teil. Drei Jahre in Folge, 2015, 2016 und 2017, tritt er sogar bei der Four-Cross-Weltmeisterschaft und wiederholt bei der Pro Tour an.

„Wotan und ich haben uns ein paar Mal ungeplant im Bikepark getroffen“, erzählt Denny, „und dabei schnell gemerkt, dass wir auf einer Wellenlänge liegen.“ Irgendwann beschließen sie, das, was sie machen und ausmacht, in Videos festzuhalten und auf YouTube zu veröffentlichen. „Das kam gut an“, sagt er. Den „Ritterschlag“ erteilt ihnen dann ihr erstes Street Video mit Freerider und Slopestyle Pro Lukas Knopf. Man kennt sich vom Biken, natürlich. Der Clip, in dem sie durch Jenas Straßen schießen und über unzählige Treppen springen, schlägt ein: Mit deutlich über zwei Millionen Aufrufen ist es bis heute der am zweithäufigsten gesehene Beitrag auf Lukas‘ Account.

Alles kann, nichts muss

Es folgen weitere Street Tour Videos zusammen mit Lukas Knopf – aber auch viel eigenes Material. Sie filmen sich auf den Hometrails, testen Bikeparks, Dirtparks und Pumptracks, stellen sich gegenseitig neue Aufgaben oder sich gemeinsam neuen Herausforderungen. „Wir batteln uns untereinander. Dabei kennen wir keine Gnade“, erzählt Wotan und lacht. „Aber im Gegensatz zu einem Rennen, bei dem man die Rennstrecke fahren muss, ob sie einem gefällt oder nicht, können wir bei unseren Videos immer wieder selbst entscheiden, worauf wir Lust haben.“

Das Biken in Städten, wie Jena, Erfurt oder Berlin, hat für sie einen ganzen eigenen Reiz. „In der Stadt ist der Raum viel begrenzter. Da darf ich nicht zu kurz springen, ich muss perfekt springen“, erklärt Denny. „Ich muss noch schneller entscheiden: Mache ich das jetzt oder mache ich es nicht.“ Das sei vom Kopf her nochmal völlig anders als im Bikepark. „Davon abgesehen finden sich in einer Stadt extrem viele unterschiedliche Features“. Weniger reizvoll dagegen die Aussicht auf einen Crash:„Treppenstufen tun beim Stürzen viel mehr weh“, fügt er hinzu. Nicht immer müssen es große Sprünge sein. Manchmal fahren sie auch „einfach nur eine Tour“, um die Kondition zu verbessern. Gemütliche Runde? Fehlanzeige. „Das ist schlimm bei uns“, sagt Wotan. „Wenn einer loslegt, endet es schnell in einem Rennen.“

Klar, dass Verletzungen nicht ausbleiben. „Wir haben beide schon recht viel eingesteckt über die letzten Jahre“, meint Denny und zählt auf, was er sich schon alles gebrochen hat. Brustwirbel, Schulter, Arm, Handgelenk ... Für sie gehört das zum Sport dazu. Am schlimmsten trifft es Wotan in einer Qualifikationsrunde für den IXS Rookies Cup, als er im Sturz gegen einen Baumstrumpf prallt. Im Krankenhaus zeigt sich: Seine Milz ist gerissen. Es kostetet ihn das Organ – und viele Monate, bis er wieder auf seinem alten Trainingsniveau ist. Selbstverständlich, dass sie sich auch in diesen Zeiten gegenseitig unterstützen, so gut sie nur können. Zurückhaltender mache sie das Erlebte eher nicht. „Wir gehen grundsätzlich mit Respekt an den Sport heran“, sagt Wotan. „Aber am Ende überwiegt oft die Lust, etwas Neues zu probieren.“

Ein Sportgerät, tausend Möglichkeiten

Was das Biken für sie so besonders macht? „Wer zum ersten Mal mit einem Fahrrad gesprungen ist, der weiß, was für ein verrücktes Gefühl das ist,“ sagt Denny. „Sein Level zu steigern, höher, schneller, weiter zu kommen, ist dann schon fast wie eine Sucht.“ Gleichzeitig bringe ihnen das Biken aber auch im Alltag sehr viel, verbesserten sich Reaktionsvermögen, Gleichgewicht und Körpergefühl spürbar. Als praktizierender Physiotherapeut weiß Denny, wovon er spricht. „Für mich ist ein Fahrrad auch deshalb so spannend, weil es eigentlich ein sehr einfaches Sportgerät, aber trotzdem sehr vielseitig ist“, fügt Wotan hinzu. Man könne fast überall Radfahren. „Und dazu ist es auch noch umweltfreundlich.“ Auch wenn Denny und Wotan Wert auf das passende Material legen, muss das Bike und die Ausstattung für sie vor allem gut funktionieren – und nicht etwa „vergoldet“ sein. „Bei uns geht schließlich auch regelmäßig etwas kaputt“, sagt Denny.

Zwischenzeitlich testen sie auch mal zwei E-Bikes auf Herz und Nieren – oder besser, auf Antrieb und Akku. Ein lokaler Bikehändler hat sie ihnen bereitgestellt. In diesen fünf Monaten räumen sie mit allen Vorurteilen auf: „Wir haben genauso verrückte Dinge gemacht. Einmal sind wir sogar die Erfurter Domstufen komplett nach oben gefahren. Sie sind sehr steil. Alle dachten, das sei unmöglich.“ Ab und zu probieren sie auch mal andere Sportarten aus. „Skateboarden, Stuntscooter, Motocross ...“ Wotan hält inne. Es scheint, als übe alles, was rollt oder springt, eine besondere Anziehung auf die Racing Brothers aus. Nebenbei arbeiten sie im Fitnessstudio an ihrer Kraft und Koordination. „Aber es ist auch nicht so, dass wir ständig Sport machen“, schiebt er dann nach. „Wir verbringen auch Zeit mit Freunden – und gehen natürlich auch gerne mal feiern.“

Nichts vormachen

Ihre Pläne für die nächste Zeit sind klar: Das Begonnene fortführen und ausbauen. „Wir haben jetzt auf YouTube gut 1.600 Abonnenten“, sagt Denny. „Das klingt vielleicht noch wenig, Aber für die Zeit, in der wir das machen, sind wir gut unterwegs“, fügt er hinzu. Für eine Monetarisierung auf YouTube fehle nicht mehr viel. Reich wird man davon nicht. Support erhalten sie von Lukas‘ mit seiner Marke The Motion Brand und VEE, auf deren Reifen sie schwören. Auch wenn es um Sponsoren geht, legendie „Brüder“ Wert auf „familiäre Verhältnisse“ – soll heißen, lieber wenige, dafür langfristige Beziehungen. „Ideal wäre es, wenn man sich über Jahre etwas zusammen aufbaut. Und irgendwann zurückblickt und stolz ist auf das, was man gemeinsam erreicht hat.“ Egal, ob sich dieser Wunsch erfüllt, egal wie groß die Anzahl der Follower vielleicht noch wird; eins soll sich für sie nie ändern: „Wir wollen immer authentisch bleiben, uns nicht verstellen. Genau deswegen sind wir so ein gutes Team – weil wir uns auch gegenseitig nichts vormachen.“ Wie Brüder eben.

Mehr unter veetireco.de

Fotos: VEE Tire Co Germany

Gepostet am 28.10.2022 von MRM |

Ähnliche Artikel